His Story
Seine Geschichte
Moses Hess (1812-1875)
Moses Hess, born in Bonn in 1812,
was a German philosopher, journalist and cosmopolitan. He was one of the pioneers of modern socialism and Zionism. Moses Hess gained worldwide importance as an intellectual influence during his time as a student in Bonn together with his friends Karl Marx and Friedrich Engels. Working together, they developed the first approaches to ending the progressive pauperization of factory workers and their children.
Influenced by the Enlightenment, the humanism of Spinoza and the dialectical philosophy of Hegel, he developed his social concepts of free and equal people on the basis of democracy, the rule of law and self-determination. They entailed equal rights for religions and gender equality while retaining private property. As the latter was strictly rejected by Marx, their friendship ended in a rift.
With anti-Semitism on the rise again in the second half of the 19th century, Hess began to envision a democratic and socialist model state as a refuge for persecuted people of the Jewish faith. Throughout his life together with his partner, Sibylle Pesch, he campaigned for humanity, honesty, freedom of speech, equality and social justice. He died in exile in Paris in 1875.
Moses Hess, 1812 in Bonn geboren,
war ein deutscher Philosoph, Journalist und Kosmopolit. Er war einer der Vordenker des modernen Sozialismus und Zionismus. Weltweite Bedeutung erlangte Moses Hess mit dem befreundeten Kommilitonen Karl Marx aus Trier und dem Wuppertaler Fabrikantensohn Friedrich Engels, als deren Ideengeber und Gründer der Rheinischen Zeitung. In ihrer Zusammenarbeit entwickelten sie erste Lösungsansätze, die fortschreitende Verelendung der Fabrikarbeiterinnen, Fabrikarbeiter und ihrer Kinder zu beenden.
Beeinflusst von Aufklärung, dem Humanismus Spinozas und der dialektischen Philosophie Hegels, entwickelte er seine Gesellschaftsentwürfe von freien und gleichen Menschen auf der Grundlage von Demokratie, Rechtsstaat und Selbstbestimmung. Sie beinhalten Gleichberechtigung der Religionen und Geschlechtergerechtigkeit unter Beibehaltung von Privateigentum. Da letzteres von Marx strikt abgelehnt wurde, endete ihre Freundschaft im Zerwürfnis.
Aufgrund des wieder zunehmenden Antisemitismus in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts begann Hess, sich einen demokratischen und sozialistischen Musterstaat als Zuflucht für verfolgte Menschen jüdischen Glaubens vorzustellen. Zeit seines Lebens setzte er sich gemeinsam mit seiner Lebenspartnerin, Sibylle Pesch, für Menschlichkeit, Ehrlichkeit, Meinungsfreiheit und soziale Gerechtigkeit ein. Er starb 1875 im Pariser Exil.
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Einen detaillierteren Überblick über Moses Hess Leben finden Sie, wenn Sie diesem Link folgen:
Eintrag der Geburt von Moses Hess ins Bonner Stadtregister vom 21.01.1812 in französischer Sprache

© Stadtarchiv und Stadthistorische Bibliothek Bonn
Detail:

© Stadtarchiv und Stadthistorische Bibliothek Bonn
Todesanzeige für Moses Hess und Georg Herwegh
aus "Der Volksstaat", Nr.41, vom 11. April 1875
In den letzten Tagen hat die deutsche Sozialdemokratie zwei Veteranen verloren: am 6. April starb in Paris Moritz Hess, und Tags darauf in Baden-Baden Georg Herwegh.
For the complete Edition of „Der Volksstaat“ No.48 from Sunday the 11th of April 1875, please follow the link bellow:
Die komplette Ausgabe „Der Volksstaat“ Nr. 48 von Sonntag, dem 11. April 1875 finden Sie, wenn Sie diesem Link folgen:
Trauerbericht über den Tod von Moses Hess
aus "Der Volksstaat", Nr.48, vom 28. April 1875, Seite 3
Correspondenzen.
Paris, 12. April. (verspätet.) Ihr, lieben Parteigenossen, seid bereits von dem Tode eines der ältesten deutschen Sozialisten unseres Moritz Heß, durch die Parteipresse benachrichtigt worden und habe wohl nicht nötig zu sagen, dass Moritz Heß seiner selbst und der Sozialdemokratie würdig sein Leben abgeschlossen hat. Mit erstaunlicher Klarheit, die ihn bis zum letzten Augenblick nicht verließ, sprach er auf seinem Totenbett von der Sache, welcher er sein ganzes Leben gewidmet und hörte mit unbeschreiblicher Teilnahme, was ich ihm über die neuesten politischen Ereignisse aus dem „Volksstaat“ und „Neuen Sozialdemokrat“ vorlas. Ueber seine kranken Gesichtszüge flog ein heiteres Lächeln, als ich ihm das Bereinugungsprogramm der beiden Arbeiter-Fraktionen vorlas. „Ich sagte er darauf, ich habe freilich nicht das Ziel meiner Wünsche erlebt, aber ich weiß jetzt, dass sich die
Sozialdemokratie in Deutschland eine unzerstörbare Macht, eine Macht, die sich bald Anerkennung und Verwirklichung verschaffen wird, errungen hat.“
Am 6. April früh 5 Uhr starb er, am folgenden Tag versammelten sich Nachmittags 3 Uhr seine französischen Freunde und wir deutschen Sozialisten in der Wohnung des todten Pioniers, um ihm das Geleite nach dem Nord-Bahnhof zu geben, von wo seinem Wunsche gemäß die Leiche durch den aus Cöln hier eingetroffenen Neffen nach Cöln übergeführt werden sollte, um in dem Familiengrab beigesetzt zu werden.
Am Sarg nahm zuerst das Wort Herr Fauveth, Redakteur einer philosophischen Zeitschrift, und schilderte mit erhebenden Worten das Elend, welches Fürsten, Pfaffen und Bourgeois geschaffen, und das Heß sein Leben lang bekämpft habe. Er hob hervor, wie Heß den cosmopolitischen Standpunkt eingenommen, und führte aus, wie glücklich die Menschen leben könnten, wenn der Nationalitätshaß verschwinde, den nur die Niedertracht erhalte und schüre.
Karl Hirsch schilderte darauf in französischer Sprache das politische und literarische Wirken des Todten und legte am Schlusse seiner Rede einen Strauß rother Blumen auf den Sarg mit den Worten : „Roth ist die Liebe , der Bruderliebe die menschliche Gesellschaft zuzuführen war sein Bestreben, möge nun auch sein Sarg mit diesem Symbol geschmückt werden; die trauernde deutsche Sozialdemokratie legt hiermit durch meine Hand diesen Strauß nieder, um dem Dahingeschiedenen ihre Achtung, ihre Dankbarkeit, ihre Liebe auszudrücken.“ In deutscher Sprache sprach als letzter Redner Paul Kersten: „Wie mein Freund Hirsch, so halte auch ich es für meine Pflicht, am Sarg des großen Todten dem Gefühl der Trauer Ausdruck zu geben, der Trauer, die hunderttausende deutsche Arbeiter mit uns empfinden werden, die Nachricht vom Tode dieses Mannes Deutschland durcheilt. So sehr aber sein Tod uns schmerzt, er ist uns zugleich auch ein Sieg, weil dieser Denker starb, wie er lebte, treu der Sache des arbeitenden, leidenden Volks, der Menschheit – sein letzter Gedanke drehte sich um die Sonne der Arbeit. Frankreich hatte ein Pantheon, in welches Männer, die sich um die Menschheit verdient gemacht, beigesetzt wurden. Säbel und Kutte ließen solche Schöpfungen in Deutschland nicht entstehen, und selbst wenn wir ein Pantheon hätten, würde unserm Freund von der jetzt herrschenden Klasse ein Platz darin verweigert werden. Dafür aber ist er eingeschlossen in die Herzen des deutschen Proletariats, in die Herzen, die so warm für ihre Vertheidiger schlagen, und einst , wenn das Ziel seiner Wünsche erriecht, wird man auch den Helden der sozialen Revolution eine Ruhmhalle weihen, in welcher ehrend und anerkennend ihrer gedacht wird.
Obgleich in der Klasse der Unterdrücker geboren, zog Heß es vor, seine bedeutende Geisteskraft den Armen und Elenden zu widmen, zog er es vor, Denen ihre Rechte zu verschaffen, die er zu seinem Vortheil hätte ausbeuten können.
Seiner Thätigkeit ist gedacht worden, er wirkte für das Volk und wurde verfolgt. Seine Lebensgeschicke zu erzählen, ist hier nicht der Ort. Genug, weil er der Schlange der Niedertracht, der Verdummung, der Unterdrückung den Kopf zu zertreten bemüht war, mußte er ruhelos flüchten von Land zu Land, und er ist gestorben in fremder Erde. Wenn ich all des Unrechts, all der Gehässigkeiten gedenke, die an ihm begangen worden, dann verwandeln sich die Trauergedanken in Gedanken der Rache.
Nicht lachende Erben , — trauernde Freunde standen an seinem Todtenbette; keine Krokodilsthräne ward hier geweint.
Und nun lebe wohl, Freund! Was du gewollt, wir werden es verwirklichen. Deine Schriften, dein Handeln sichern dir ein ewiges Gedächtniß. Du Sohn und Commentator der Revolution, kein Schwert legen wir dir auf den Sarg; nein! nur die Blumen der Natur, aus welcher du geschöpft und uns getränkt, an welche allein du geglaubt hast, und der wir jetzt zurückgeben, was von dir sterblich ist. Du hast dich unsterblich gemacht in Tausenden von Herzen; auferstehen wirst du, so oft ein hülfesuchender Proletarier zu deinen Ideen flüchtet, denen du durch Wort und That Leben verliehen hast!
Auch Ihnen, werthe Frau Heß (sich zu ihr wendend), Ihnen, der Tochter des Proletariats, sei unser Dank gebracht für die unserem geliebten Todten treugereichte Pflege in seinen Leiden. —
Sie theilten seine Freuden und sein Weh, die Liebe der Armen und Elenden , die ihn bis ins Grab begleitet, ist auch Ihr Erbtheil . — „Moritz Heß!“ dein Andenken soll uns heilig sein! Die Sozialdemokratie wird dich ewig als den Ihrigen reclamiren.“
Frau Heß dankte schmerzlich bewegt. Sie sagte: „Ich bin stolz darauf, dieses Mannes Frau gewesen zu sein. Nie habe ich durch ihn eine traurige Stunde gehabt, keine Königin, keine Fürstin kann diesen Stolz mit mir theilen.“
Hierauf bewegte sich der Zug dem Nordbahnhofe zu, und nie werde ich den fast unbeschreiblich rührenden Eindruck vergessen, den die anwesenden alten, im Dienste der Revolution ergrauten Polen auf mich machten. Die Polen sind überall am Platze, wo es gilt, der Revolution oder deren Söhnen ihre Sympathien zu bezeugen.
Die Pariser Journale, die von dem Tode unseres Freundes sofort Notiz nahmen, schwiegen sämmtlich über die erhebende Feierlichkeit. Selbst die „Republique française “ hat nichts berichtet , und es ist daher ein Jrrthum des „N. Sozialdemokrat“ in Berlin, wenn er mittheilt, es habe in dem erwähnten Journal ein Bericht gestanden . Die Bourgeoispresse beschmutzt wohl, aber sie ehrt nie die Todten, welche für Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit kämpften und wären sie noch so erhaben.
Heß, Parteigenossen, mußte sich sein Vaterland wie den Staub von den Schuhsohlen abstreifen, die Gewalthaber vertrieben ihn aus der Heimath; in fremdem Lande mußte er leben, möge der todte Heß im Vaterlande wohnen, wohnen im Herzen des deutschen Proletariats!
For the complete Edition of „Der Volksstaat“ No.48 from Wednesday the 28th of April 1875, please follow the link bellow:
Die komplette Ausgabe „Der Volksstaat“ Nr. 48 von Mittwoch, dem 28. April 1875 finden Sie, wenn Sie diesem Link folgen:
Historische Fotografie des Geburtshauses von Moses Hess, Fotograf: Carl Schaaf

Foto: Carl Schaaf, © Stadtarchiv und Stadthistorische Bibliothek Bonn
Historischer Hintergrund zum Fotografen Carl Schaaf (Quelle: Bonn - Von der Rheinreise zu den Ostverträgen, Fotografien 1850-1970, Rolf Sachsse, Greven Verlag Köln, ISBN: 978-3774306431):
„Der Bonner Fotograf und Zeichner Carl Schaaf arbeitete von 1891 bis 1914 als sogenannter Häuserfotograf: Er ließ an einem Tag durch Schulkinder oder Tagelöhner in einer Straße oder einem Haus kleine Zettel verteilen, mit der Nachricht, dass am kommenden Tag ein Fotograf vorbeikommen und das Haus aufnehmen werde. Angegeben war eine Uhrzeit – die er nach dem Sonnenstand bestimmt hatte –, zu der man bitte alle Fenster und Türen öffnen und sich dort hinein oder vor das Haus stellen möge. Zum nämlichen Termin kam der Fotograf und machte sein Bild. Einige Tage später kam Schaaf selbst mit einer Reihe von fertigen Bildern vorbei und bot diese den Hausbesitzern und Bewohnern zum Kauf an. Ein kleines Zubrot konnte er durch Veredelungstechniken wie eine Goldtonung des Bildes oder eine Rahmung verdienen; das Geschäft war sehr mühsam. Dennoch hat Carl Schaaf auf diese Weise als Erster eine große Menge von Bildern der Stadt Bonn zusammengetragen, so wie es Friedrich Albert Schwartz für Berlin oder Eugène Atget für Paris getan haben.“